Vier 100 Quadratmeter große Teiche, vielfältig und abwechslungsreich: Hier fühlen sich Amphibien wohl

Amphibienteich bei Bremgarten. Bildnachweis: Thomas Reich, WSL

Wie viele Pools sollen angelegt werden? Wie sollen sie aussehen? Und wo findet man einen guten Standort? Das sind die häufigsten Fragen von Naturschutzexperten, wenn es um den Schutz von Amphibien geht.

„Endlich haben wir konkrete Empfehlungen“, sagt Helen Moor, Biologin und Leiterin der Forschungsgruppe „Ökologische Modellierung“ an der Eawag. Sie arbeiteten daran, einfache Parameter und präzise Empfehlungen zu finden, um den Praktikern nützliche Hilfen bei der Planung und dem Bau neuer ökologischer Infrastruktur durch den Bau von Naturteichen zu geben.

Im Rahmen der Forschungsinitiative Blaue und Grüne Biodiversität arbeitete sie mit Forschenden der Wasserforschungsanstalt Eawag, der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) und dem Schweizerischen Wildtierinformationszentrum Fauna Info Karch zusammen. Die Studie ist veröffentlicht in Naturschutzbiologie.

„Wenn Sie einen Standort für einen neuen Teich suchen, sollten im Umkreis von etwa 560 Metern bereits zwei bis vier Teiche oder Feuchtgebiete vorhanden sein und von den Arten besiedelt sein, die Sie fördern möchten“, sagt Moor. „Dann besteht eine sehr gute Chance, dass die gewünschten Amphibien in den neuen Teich einwandern und ihn als langfristigen Lebensraum akzeptieren.

„Neue Teiche oder Feuchtgebiete sollten eine Wasseroberfläche von mindestens 100 Quadratmetern haben, damit sie für die meisten Amphibien gute Laichgründe darstellen“, fügt Moor hinzu. Dabei kann es sich um einen größeren Teich oder vorzugsweise um mehrere kleinere Teiche nahe beieinander handeln. Allerdings können individuelle Bedürfnisse von dieser allgemeinen Empfehlung abweichen.

„Unser Sorgenkind, die in der Schweiz sehr selten gewordene Kreuzkröte, fühlt sich in Amphibienlaichgebieten besonders wohl, wenn mehr als 1000 Quadratmeter zur Verfügung stehen.“ Für diese gefährdete Krötenart wären Gebiete hilfreich, die immer wieder starken Überschwemmungen ausgesetzt sind, im Sommer aber auch wieder austrocknen.

Gelegentlich austrocknende Teiche sind für viele Amphibien günstig, da Fressfeinde wie Libellenlarven oder Fische dort nicht überleben. „Neue Teiche sollten so gebaut werden, dass der Wasserstand schwankt und manchmal auf Null sinkt“, sagt Moor. Wo natürliche Grundwasserschwankungen dies nicht zulassen, können Entwässerungssysteme beispielsweise in einem Teich installiert werden.

„Die Umgebung neuer Teiche muss offen sein und darf nicht mehr als 50 % bewaldet sein“, fügt Moor als zusätzliches Kriterium hinzu. Einerseits bieten Wälder wichtige Lebensräume für Amphibien, sobald sie das Wasser verlassen.

Andererseits benötigen manche Arten wie die Geburtshelferkröte sonnige Ufer mit sandigem, umgrabbarem Boden, Steinhaufen oder Trockenmauern in Gewässernähe. Diese Krötenart paart sich an Land in einem warmen, feuchten Bau, den das Männchen gebaut hat. Anschließend wickeln die Männchen die Eier um ihre Hinterbeine und tragen sie erst dann zum Wasser, wenn sie reif sind. Kaulquappen schlüpfen kurz nach dem Kontakt mit Wasser. Eine vielfältige Landschaft in der Nähe von Feuchtgebieten ist daher ideal für das Leben zwischen Wasser und Land.

Bitte keinen Goldfisch

„Wir wollen die Praxis der Förderung der Amphibienartenvielfalt mit konkreten Empfehlungen zum Aufbau ökologischer Infrastruktur wie Teichnetzen unterstützen“, sagt Moor. Die Schaffung neuer blaugrüner Lebensräume ist eine sehr wirksame Möglichkeit, der gesamten lokalen Artenvielfalt Gutes zu tun. Auch andere Tiere und Pflanzen profitieren vom Wasser, sei es als Wasser- und Nahrungsquelle, als Zufluchtsort oder als Lebensraum.

Auch kleine Wasserspiele sind relativ einfach zu konstruieren und lassen sich problemlos in stark beanspruchte Landschaften integrieren. „Ähnlich wie Hecken lassen sich Teiche problemlos am Rande von Ackerflächen anlegen“, sagt Moor. „Oder in städtischen Gebieten, in Parks und Gärten. Aber bitte keine Goldfische im Teich! Sie lieben Froscheier und fressen alles im Wasser.“

Für die lokale Artenvielfalt ist es auch wichtig, möglichst viele Arten von Teichen zu bauen, permanente und temporäre, unterschiedlicher Größe und in unterschiedlichen Umgebungen. Eine vielfältige Landschaft fördert eine vielfältige Artenzusammensetzung und vor allem vielfältige Ökosystemfunktionen für Mensch und Umwelt.

Datenbank zur Studie

Die Studie basierte auf einer Langzeitdatenreihe eines Monitoringprogramms im Kanton Aargau, das seit mehr als 20 Jahren den Bau von Hunderten Teichen überwacht. Zwölf Amphibienarten werden beobachtet: die Geburtshelferkröte, der Flussmolch, der Kammmolch, die Gelbbauchunke, die Kreuzkröte, der Laubfrosch, der Wasserfrosch, der Alpenmolch, der Teichmolch, die Erdkröte, der Seegrasfrosch und der Sumpffrosch, die ersten sieben, deren Arten stark vom Rückgang ihrer Populationen betroffen sind.

In den späten 1990er Jahren reagierten die Behörden auf diesen Rückgang, indem sie ein umfangreiches Teichbauprogramm starteten, das sich auf fünf Regionen konzentrierte, in denen noch immer bedeutende Populationen dieser gefährdeten Art leben.

Das Forschungsteam dankt allen Freiwilligen vor Ort für ihre unschätzbare Arbeit sowie dem Kanton Aargau für die Erlaubnis zur Nutzung der Daten.

Mehr Informationen:
Helen Moor et al., Bau von Teichen für Amphibien-Metapopulationen, Naturschutzbiologie (2024). DOI: 10.1111/cobi.14281

Zur Verfügung gestellt von EAWAG: Eidgenössische Wasseranstalt

Zitat: Identifizieren geeigneter Teiche zum Schutz von Amphibien (16. Mai 2024), abgerufen am 16. Mai 2024 von https://phys.org/news/2024-05-pondscapes-amphibians.html

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By rb8jg

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